Donnerstag, 19. September 2013

@Deutsch JA! Gespräch 05




'' Im September 2009 ist die Spanierin Maria Guerra nach Augsburg gekommen.
Hören Sie, was sie über ihren ersten Monat dort erzält!''

14 Jahre lang habe ich Deutsch an der Deutschen Schule Sevilla gelernt. Ich war auch schon ein paar Mal als Gastschülerin zu Besuch in Deutschland.
Trotzdem war der Start in Augsburg nicht einfach. Ich habe gedacht, dass ich hier gleich viele Deutsche kennenlerne und viel Deutsch spreche. Aber ich habe am Anfang nur sehr wenige Leute kennengelernt.
Als Erasmusstudentin musste ich einen Deutsch-Einstufungstest machen. Dabei habe ich viele andere Spanier kennengelernt – erst später
dann auch Deutsche. Sie sind aber bis heute Freunde von mir.
Die Deutschen brauchen vielleicht etwas länger, bis sie Freundschaften schließen. Aber wenn man sie erst einmal kennt, sind sie sehr herzlich. Vorher
hatte ich ein Klischee im Kopf: Deutsche sind kühl und ernst. In Augsburg habe ich gelernt, dass das nicht stimmt.
In meinem Wohnheim hat es eine gemeinsame Küche gegeben. Dort haben wir alle zusammen gekocht. Ich habe spanisches Essen gemacht und die anderen deutsches. Auch da habe ich
dazugelernt: Ich habe gedacht, die Deutschen essen nur Wurst, Schnitzel und Kartoffelsalat. Aber es gibt sehr viele verschiedene Gerichte in Deutschland.
Viele davon habe ich auch durch die Mutter meines Freundes kennengelernt.
Sie ist aus Karls ruhe und kocht typische Gerichte aus dem Südwesten, zum Beispiel Spätzle.
Wenn ich etwas aus meiner Heimat kochen wollte, hat das nicht immer geklappt. Nicht wegen des Kochens, sondern wegen des Einkaufens. In
Augsburg schließen die Supermärkte spätestens um 20 Uhr. Ein paar Mal stand ich abends vor einem geschlossenen Supermarkt und habe mich gefragt: Was esse ich jetzt?
Nicht nur die Supermärkte schließen früher. Auch auf den Straßen ist abends viel weniger los als in meiner Heimatstadt.
Das Wetter spielt dabei sicher eine große Rolle. Wenn es regnet und kalt ist, bleibe ich ja auch lieber zu Hause – und treffe Freunde dort. Als ich das erste Mal Schnee gesehen habe, habe ich mich aber sehr gefreut. Ich habe im Schnee gespielt, es war
wirklich schön. Ich habe aber auch schnell gemerkt: Mir fehlt die richtige Kleidung für dieses Wetter! Mir war sehr kalt, und wegen meiner Schuhe bin ich hingefallen. Nach nur einem Monat hatte ich schon genug vom Schnee.
Auch wenn das Wetter nicht so gut ist, möchte ich in Deutschland bleiben.
Mein Freund ist natürlich ein Grund: Ich habe ihn bei meiner Schwester getroffen, die ein Erasmusjahr in Nürnberg gemacht hat. Außerdem habe ich in
Deutschland bessere Chancen, einen guten Arbeitsplatz zu finden. Deshalb mache ich jetzt nach meinem Studium noch ein unbezahltes Praktikum. Um etwas mehr Geld zu haben, jobbe ich außerdem in einem Modegeschäft.
Meine Eltern verstehen das nicht. Sie sagen: „Du kannst auch in Sevilla jobben und dann bei uns wohnen.“ Aber das möchte ich nicht. Ich muss langfristig denken. Das ist vielleicht typisch
deutsch.

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